Weltpolitik hautnah ins Klassenzimmer geholt

Erstellt von S. Seeger / Fotos: K. Schürmann-Petrich |

Jugendoffizierin der Bundeswehr im Gespräch zu aktueller Sicherheitspolitik mit Schülerinnen und Schülern der 10f.

Momentaner Konflikt zwischen den USA und dem Iran auch im Unterricht präsent

Einen jungen, sympathischen und aufgeschlossenen Eindruck vermittelte gleich zu Beginn die von GL-Lehrerin Katja Schürmann-Petrich eingeladene und in Siegen arbeitende Jugendoffizierin der Bundeswehr, Justyna Chylarecki, im Range eines Hauptmanns. Das wollte zunächst eigentlich so gar nicht zur aktuellen Brisanz und Ernsthaftigkeit der derzeitigen weltpolitischen Sicherheitslage passen, die die Zehntklässler sehr beschäftigte und auch im Vorfeld des Besuches im Unterricht aufgearbeitet wurde.

Schon seit Wochen war der Termin zum Lehrplanthema des Faches Gesellschaftslehre "Aufgaben der Vereinten Nationen, Bundeswehr und Bündnispartner in der Sicherheitspolitik" geplant. Da konnte noch niemand ahnen, dass der Besuch der Jugendoffizierin am heutigen Tag ungewollte Aktualität erfuhr: Im Falle der Tötung des einflussreichen iranischen Generals Soleimani durch die USA vor knapp einer Woche und der iranische Vergeltungsschlag gegen zwei US-Stützpunkte im Irak vor zwei Tagen ist die Bundeswehr zwar nur mittelbar betroffen, dennoch ist das Thema und die Angst vor einem möglichen erneuten Golfkrieg auch in der europäischen Bevölkerung angekommen.

Jugendoffizierin schildert Aufgaben und Einsätze der Bundeswehr im Bündnis der Vereinten Nationen, der EU und NATO

Zunächst gab Hauptmann Chylarecki, die wie alle Jugendoffiziere der Bundeswehr mit Erfahrungen als Vorgesetzte und abgeschlossenem Hochschulstudium sowie einer methodisch-didaktischen Ausbildung aufwarten konnte, eine Einführung in die Aufgaben der Bundeswehr als Instrument von Außen- und Sicherheitspolitik: Zurzeit sind über 3000 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr in zwölf Auslandseinsätzen sowie fünf einsatzgleichen Verpflichtungen unterstützend zur Wahrung der Sicherheit und des Weltfriedens aktiv, wobei - durch den "Vertrag von Lissabon" geregelt - Deutschland eine Beistandspflicht in der EU hat.

Interessierte Schülerinnen und Schüler mit vielen Fragen zur Sicherheitspolitik

Die Zehntklässler zeigten sich sowohl an der aktuellen Lage in Nahost als auch an allgemeinen Fragen zur Bundeswehr und deren (zukünftiger) Situation sehr interessiert. Dabei fielen auch durchaus kritische Anmerkungen: "Ist Deutschland angesichts der mangelnden militärischen Ausrüstung in der Lage, Krieg zu führen bzw. anderen Ländern in der NATO beizustehen?" Ein weiterer Schüler wagt den Blick in die Zukunft: „Ist die Bundeswehr ausgerüstet, einen Cyberkrieg zu führen oder einem Blackout entgegenzuwirken?"

Doch einen breiten Raum nahm tatsächlich die aktuelle Situation ein. "Wie bewertet die Bundeswehr den Tod des iranischen Generals Soleimani und wie steht die UNO zum Konflikt USA-Iran?", so die Frage eines Schülers. Manchem bereitet die jüngste Militär-Aktion Trumps so große Sorge, dass sogar ein nächster Weltkrieg befürchtet wird. Da ist es gut, wenn diese Ängste von kompetenter Seite und quasi aus erster Hand aufgegriffen und mit viel Sachverstand thematisiert werden können.

Angesichts der Konflikte in der Welt und Auslandseinsätze der Bundeswehr machte sich ein weiterer Schüler Gedanken über das Berufsbild: "Wie gefährlich ist es, Berufssoldat zu sein?" und: „Ist der IS noch eine Bedrohung? Welche Rolle spielt(e) die Bundeswehr?“

Eine vielseitige Diskussionsrunde erschloss sich durch die Fragen der Schülerinnen und Schüler an die Vertreterin der Bundeswehr, die sich über das hohe Engagement und Hintergrundwissen der Schülerinnen und Schüler freute: "Es ist selten, dass Schüler so gut vorbereitet waren. Es war ein Freude, hier gewesen zu sein", so ihr Lob und Fazit zu der anderthalbstündigen hochaktuellen Veranstaltung am heutigen Freitagmorgen.

Tagesfahrt nach Bonn oder Besuch des NATO-Flugplatzes Geilenkirchen als Vertiefung möglich

Eine Tagesfahrt nach Bonn mit Besuchen des Verteidigungsministeriums und des „Hauses der Geschichte“ beispielsweise oder ein Blick hinter den Kasernenzaun zum Beispiel mit einer Fahrt zum NATO-Flugplatz nach Geilenkirchen zu den dort stationierten AWACS, den „fliegenden Radarsystemen“, wird sich in ein paar Wochen dem interessanten Vortrag von heute sicherlich anschließen, denn auch solche Besuchsprogramme bietet die Bundeswehr an.

 

Lesen Sie dazu auch den Bericht des Soester Anzeigers vom 22.01.2020.

 

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Jugendoffizierin J. Chylarecki