„Schule ist ein toller, lebendiger Ort!“

Erstellt von S. Seeger |

In einem zweistündigen, dicht gepackten Programm wurde heute unsere Schulleiterin Gabriele Fuhlrott in den Ruhestand verabschiedet.

In der Aula summte es wie in einem munteren, aufgeregten Bienenschwarm, als um kurz vor zwölf Uhr die ersten geladenen Gäste und das Kollegium erwartungsvoll eintrafen. Beim Sektempfang war schon Gelegenheit zum lockeren Austausch zwischen einstigen und jetzigen Weggefährten unserer Noch-Schulleiterin, die gut vier Jahre an unserer Schule das Zepter in der Hand hielt.

„Kurz und knackig“, so sollte die Verabschiedung auf Wunsch von Frau Fuhlrott werden, und so begrüßte denn auch Lehrerratsmitglied Christoph Spiekermann wenig später mit genau diesen Worten in seiner unnachahmlichen und schwungvollen Manier die Anwesenden.

Musikalisch wurde die Veranstaltung eröffnet von den DuG-Kursen mit einer fröhlichen gesanglichen und szenischen Darbietung des Songs „Je ne parle pas Francais“, bevor sich im Namen der gesamten Schülerschaft unsere Schülersprecherin Joy Voß in ihrer Rede von Frau Fuhlrott verabschiedete und dabei das Bild der Kapitänin, die das (glücklicherweise nicht sinkende) Schiff nun verlässt, bediente. Die Schülervertretung überreichte passend dazu Leinwanddrucke mit einem Konterfei der Schulleiterin und dem Bug eines Schiffes, das nun „auf zu neuen Ufern“ (und sicherlich nach Spiekeroog…) unterwegs ist.

Show und Ansprachen im munteren Wechsel

Der Revuechor und die Revuegruppe zeigten im Anschluss mit dem Song „This is me“ ihre Routine in Sachen Bühnenauftritte und Showdarbietungen, haben sie doch schon diverse Preise einheimsen können.

Frau Sommer als Elternvertreterin kam dem Wunsch Frau Fuhlrotts nach „kurz und knackig“ ausgesprochen entgegen und sie bedankte sich von Seiten der Elternschaft für die gute Zusammenarbeit, bevor Steve Brown, unser Hausmeister der Sporthalle, einmal mehr seinen tollen Solo-Auftritt mit „Angels“ hatte, mit dem er schon zum Revue-Auftritt im März diesen Jahres die Zuschauer zu stimmungsvollen Begeisterungsschwüngen hinreißen konnte. In unserer Schule gibt es so viele unterschiedliche Talente, egal, ob groß oder klein, älter oder jünger!

Nach dieser Showdarbietung folgten weitere Ansprachen. So überbrachte Frau Humpert als Vertreterin der Werler Schulleiter ihre Grußworte an Frau Fuhlrott. „In Zeiten des Aufbaus“ sei sie gekommen, habe „neuen Schwung hineingebracht“ und „den Kopf voller neuer Ideen“ gehabt.

In das gleiche Horn stieß in seiner nachfolgenden Rede auch Bürgermeister Michael Grossmann, der betonte, wie sehr ihm die Sekundarschule als „jüngstes Kind“ in der Werler Schullandschaft am Herzen liege und wie viel Schulleiterin Gabriele Fuhlrott in ihrem Wirken in Werl an Veränderungen vollzogen habe. Neben dem 60 min-Unterrichtstakt war es vor allem die Öffentlichkeitsarbeit, die ihr sehr am Herzen lag: „Diese Schulleiterin brennt immer noch für ihre Schule!“, so der Bürgermeister.

Apropos „brennen“: In einer – wie es das Programmheft ankündigte – wahrhaftigen „Dance Explosion“ eroberte nun Moderator Christoph Spiekermann zusammen mit den beiden ehemaligen Schülern Alex Pawlenko und Patrick Oltjan in einem wahren Tanz-Feuerwerk, gespickt mit akrobatischen Einlagen und unglaublicher Spiel- und Tanzfreude, die Bühne. Standing Ovations am Schluss der Darbietung war den dreien sicher. Die Aula tobte!

Leben und Wirken von Gabriele Fuhlrott

Nach dieser temperamentvollen Einlage war nun die Zeit gekommen, auf das berufliche Leben und Wirken der baldigen Ruheständlerin zurückzublicken, das der Dezernent der Bezirksregierung Arnsberg, Manfred Zingler, skizzierte: Nach dem Abitur die Fächer Deutsch und Kunst zu studieren, verhieß zu Beginn der achtziger Jahre keine guten Einstellungschancen. Doch dieser Umstand hielt Gabriele Fuhlrott ebenso wenig von ihrem Ziel ab wie die Geburt ihres Sohnes: sie bestand ihr zweites Staatsexamen mit Bestnote. Und dennoch: die Einstellungslage änderte sich nicht zum Besseren, so dass die Junglehrerin ihr erstes Arbeitsverhältnis zunächst im Jugendzentrum in Soest mit „Deutsch für Ausländer“ begann. Danach folgte eine Beschäftigung als Arbeitsleiterin in der Gartenabteilung der INI Lippstadt. Hier gestaltete sie mit Jugendlichen zusammen deren Lebensweg im wahrhaftig „grünen Bereich“.

Ihre erste „richtige“ Lehreranstellung erhielt die nun scheidende Schulleiterin schließlich an der Realschule in Warstein-Belecke. Damit sie nicht an die 1995 neu gegründete Gesamtschule nach Soest „abwanderte“ (schließlich wäre das eine andere Schulform und damit ein anderes Dezernat gewesen…) und sie sich zwischenzeitlich sehr verdient gemacht hatte in Belecke, wollte man die erfahrene Kollegin im Realschulbereich nicht verlieren und bot ihr eine Konrektorenstelle an der Realschule Lippetal an. Hier machte sie sich vor allem und immer wieder einen Namen im Theater- und Kunstbereich. Sie übernahm ebenfalls die Aufgaben als „Didaktische Leitung“, obwohl es diese Funktion offiziell an Realschulen überhaupt nicht gibt. Im Zuge der Umstrukturierung der Schullandschaft in Lippetal wechselte Gabriele Fuhlrott schließlich an die Gemeinschaftsschule, ein Schulversuch (im praktisch gleichen Gebäude), der das Auslaufen der Realschule zur Folge hatte. Hier hatte sie nun offiziell die Stellung der Didaktischen Leitung inne.

Nun wollte es Gabriele Fuhlrott aber „nochmal wissen“. Organisieren, planen, führen, „eine neue Schulform aufbauen“, das sei immer „ihre Sache“ gewesen, wie sie selbst ein wenig später in ihrer Abschiedsrede formulieren wird. So wechselte sie schließlich vor gut vier Jahren nochmals das Schulleitungszimmer und nahm nun im „Chefsessel“ unserer Schule Platz, wo sie in der relativ kurzen Zeit viel bewegen konnte. Jetzt jedoch folgt die „Phase der Ruhe“, endlich Zeit für Kunst und Malen. „Danke für Ihr großes Engagement“, so die Schlussworte Herrn Zinglers, der der scheidenden Schulleiterin ihre Ruhestands-Urkunde überreichte.

Bunter Bilderreigen aus der „Vor-Sälzer-Zeit“

Das frühere Wirken von „Gabi“ wurde in der anschließenden Foto-Show, die ehemalige Kolleginnen und Kollegen aus Lippetal mitgebracht hatten, in eindrucksvoller und berührender Weise deutlich. Zitate und Gedanken mancher Ex-Kollegen brachten – zusammen mit den fröhlichen Bildern – zum Ausdruck, wie viel Herzblut „Gabi“ in ihren Beruf gesteckt hat.  

In seiner ausgesprochen humorvollen und herzlichen Art erinnerte Andreas Gasse als Abteilungsleiter II unserer Schule anschließend in gekonnt gesetzten Schüttelreimen in Heinz Erhardt-Manier an die letzten vier Jahre der „Misses Schulentwicklung“ in Werl, bevor der Lehrer-Sälzerchor frei nach dem Song „We are the Champions“, umgedichtet zu „Sie isst jetzt Champignons… auf Spiekeroog“ sein Debüt gab.

Spiekeroog – kleine Insel, große Bedeutung im Leben von Gabriele Fuhlrott

Spiekeroog – dieses Wort durchzog den Nachmittag wie ein roter Faden. Der Lieblingsrückzugs- und Erholungsort der Schulleiterin wird noch mehr an Bedeutung gewinnen, kann sie nun mit der Familie – ihr Ehemann, ihr Sohn und einer ihrer Enkelsöhne waren ebenfalls anwesend – viel mehr Zeit auf der kleinen Insel in der Nordsee verbringen. Und was gibt es fast überall an deutschen Stränden? Richtig! Einen Strandkorb! Wie schön wäre es, wenn man so eine Entspannungsmöglichkeit auch zu Hause hätte! Gesagt – getan! Und schon rollte der Lehrerrat ein Prachtexemplar von Strandkorb herein – das Abschiedsgeschenk des Kollegiums, in dem unsere „Fast-Ex-Schulleiterin“ strahlend und begeistert Platz nahm.

Schlussrede der scheidenden Schulleiterin

So überlegte Gabriele Fuhlrott auch kurz, von wo aus sie ihre anschließende Abschiedsrede halten sollte: Strandkorb oder Rednerpult? Letzteres war dann aber doch das Angemessenere…

Ach, die Westfalen, die haben’s nicht so mit der Unterscheidung von „g“ und „ch“ am Ende eines Wortes… So ist es (nur!) dem westfälischen Dialekt geschuldet, dass die scheidende Schulleiterin ihre Rede mit den Worten begann: „Die Jahre hier sind für mich wie im Flu… vergangen…“

Eine neue Schule, Schulform aufzubauen war eine für sie sehr reizvolle Aufgabe, doch „eine Besonderheit hier vor Ort habe ich leicht unterschätzt: die Größe der Schule.“ Der persönliche Austausch ist so viel weniger gegeben als an kleineren Schulen, ein Manko, das es schwerer macht, ein „Wir-Gefühl“ aufzubauen, das so ungeheuer wichtig ist, um „gesund zu bleiben“, so die Schulleiterin. Und: „Haben Sie den Mut, weitere Veränderungen anzugehen und Konzepte anzupassen. Schule ist ein toller, lebendiger Ort!“ Sie bedankte sich in vielfältiger Weise bei allen Anwesenden im Saal und freut sich nun auf mehr gemeinsame Zeit mit ihrer Familie, ihren zwei Enkeln, Zeit für ihre großen Hobbys: die Kunst und das Theater. „Meine kreativen Anteile möchte ich leben“, so die Worte Gabriele Fuhlrotts. Und natürlich: Spiekeroog!

Bevor der Sturm aufs kalte Büffet und damit der inoffizielle Teil begann, begeisterte mit einem abschließenden Überraschungscoup abermals die Gilde der Hausmeister: dieses Mal nicht im Solo-Auftritt, sondern zu dritt im Stile der Blues Brothers mit Sonnenbrille und schwarzem Hut. Wiederum eine Show der Extraklasse, mit der sich die drei singend und schwingend von „ihrer Gabi“ verabschiedeten!

Ganz so „kurz und knackig“ war die Veranstaltung dann doch nicht, genau wie dieser Bericht hier… Doch man geht (meist) nur einmal in Ruhestand, und das muss gefeiert werden!

Wir wünschen unserer nun ehemaligen Schulleiterin alles Gute, viel Gesundheit und Erholung im Strandkorb, auf Spiekeroog und bei Theater, Kunst und Kultur! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!

Sehen Sie dazu auch die Fotostrecke des Soester Anzeigers vom 11.07.2019 und lesen Sie den Artikel vom 12.07.2019.

 

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