In der neunten Auflage der alljährlich stattfindenden und daher schon fest etablierten Revue-Show drehte sich alles um Märchen, die die "Seltsam-Sekundarschule" in ihren zauberhaften Bann zogen. Märchen... oder: "Geschichten aus dem Paulanergarten", wie es die Brüder Jakob und Wilhelm (wer denkt da schon an die Brüder Grimm?) in der Eröffnung so neudeutsch nannten... mit einem Schluck Met, gerne getrunken im nahegelegenen Kurpark, in den es auf magische Weise immer wieder Schüler der Seltsam-Sekundarschule zu ziehen scheint.
Die Brüder Jakob und Wilhelm hinterließen ein verzaubertes Märchenbuch auf der Schultoilette und sein Finder hatte die große Aufgabe, die Kraft und Magie der Märchen auf die heutige Realität zu übertragen.
Märchenhafte Rahmenhandlung
Und so nahm das märchenhafte Geschehen am gestrigen Freitagabend seinen Lauf:
Ausgerechnet Jona, der Außenseiter der Schule und ungeliebter Zögling bei seinem Stiefvater und seinen Stiefschwestern Jessica und Jennifer, fand das Buch und erkannte sich in dem Schickal von "Aschenputtel" durchaus wieder. Wie gerne würde er mit Cara, einer Mitschülerin, auf die anstehende Schulparty gehen, doch Cara wurde von Dennis, dem absoluten "King" und Macho der Schule, vereinnahmt, obwohl sie das doch gar nicht wollte. Mit Glitzerklamotten, lautem Edelkarossengetöse und Champagner versuchte Dennis Eindruck auf Cara zu machen, die ihm aber letztlich einen Korb gab. Bahn frei für Jona, den sie insgeheim in ihr Herz geschlossen hatte.
Doch nicht nur "Aschenputtel" sollte in die heutige Zeit übertragen werden. Konnte das magische Märchenbuch auch dabei helfen, ein verloren gegangenes Handy wiederzufinden? Ja, es konnte! In Anlehnung an den "Froschkönig" wurde eben ein krasser Außenseiter mit Brille und Mittelscheitel anstatt des Frosches geküsst, aber er wusste schließlich, wo das Handy zu finden war. Und ehrlich: so schlimm war es gar nicht, den unbeliebten Mitschüler zu küssen!
Dennis, der Mädchenschwarm und oberflächliche, großkotzige Angeber der Schule, musste die Niederlage verkraften, von Cara abgewiesen worden zu sein. Er konnte erst wieder Ruhe und Glück finden, wenn er jemanden aufrichtig liebt. Da trat "die Schöne" in das Leben von Dennis, dem "Biest". Nein, sie "trat" nicht, sie "rollte" in sein Leben, also auf die Bühne, spektakulär anzusehen auf einem blinkenden Hoverboard in einem leuchtendrotem Kleid. Wunderbar anzusehen war auch der sich anschließende Tanz der beiden. Das Publikum tobte!
Nach diesem wahrhaftig "bezaubernden" Auftritt konnten sich die Zuschauer in der Pause an einem umfangreichen und liebevoll kreierten Buffet stärken, bevor es danach mit Gesangseinlagen des Schulchores, der sich aus Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge 5-7 zusammensetzt, in die zweite Halbzeit ging.
Auftritt des Lehrerkollegiums als "Zwerge"
"Schneewittchen und die sieben Zwerge" - Wer kennt es nicht, das Märchen einer schönen Königstochter, die von ihrer bösen Stiefmutter zum Sterben in den Wald geschickt und dort von Zwergen in deren Heim aufgenommen wurde? Doch das ist nicht die ganze Wahrheit! Es gibt noch viel mehr "Zwerge", verkörpert durch Lehrerinnen und Lehrer der "Seltsam-Sekundarschule", die das wahre Leben der Zwerge auf die Bühne brachten und erst einmal aufräumen mussten mit so vielen Vorurteilen, die über "Zwerge" oder auch "Schule" und "Lehrer" existieren.
Während in Anlehnung an Otto Waalkes "Zwergenlied" Szenen aus dem "wahren" Schulleben über die große Leinwand in der Dreifachhalle flimmerten und der Song musikalisch und - natürlich - inhaltlich in Profimanier neu aufgelegt wurde, zeigten die Lehrerinnen und Lehrer auf der Bühne mit Zwergenmützen bestückt ihr tänzerisches Können, was im Publikum erneut zu Begeisterungsstürmen führte.
Happy End oder "Ende gut, alles gut"
Und wie erging es Jona zwischenzeitlich? Mit Hilfe des magischen Märchenbuches gelang es ihm schließlich, unerkannt von den anderen, doch noch mit Cara auf der großen Schulparty zu erscheinen, obwohl er von seinem Stiefvater Hausarrest aufgebrummt bekommen hatte. Durch seine anonyme Tanzperformance konnte sich Jona die Bewunderung der gesamten Schulgemeinde sichern, so dass er sich schließlich zu erkennen gab und einem glücklichen Zusammenleben mit Cara nichts mehr im Wege stand.
Spielfreude, Tanzeinlagen und viel Textsicherheit des knapp 40-köpfigen Ensembles
In der zweistündigen Show sprühten alle Beteiligten nur so vor Spielfreude. Allen voran "Jona Aschenputtel" überzeugte in seiner Rolle, sowohl was Textsicherheit als auch Sologesang und Tanzeinlagen betraf. Aber auch "Dennis" als das geläuterte "Biest" der Schule wusste sehr zu überzeugen - neben der "Schönen" natürlich...
Immer wieder wurden selbst entworfene Choreografien in die Rahmenhandlung eingebaut, die als Solo, im Duett oder in der großen Gruppe performt wurden.
Sowohl die älteren und schon erfahrenen "alten Hasen" der Revue als auch die Nachwuchstalente der knapp 40-köpfigen Revue-WmS-Gruppe ("Wir machen Schule") unter der Leitung des Lehrerteams Stefanie Kötter, Daniela Müller, Christoph Spiekermann, Sylke Delfmann als Schulchorleiterin und vor allem unter der Federführung von Monika Niggemeyer zeigten einmal mehr, dass Schule so viel mehr ist als nur Unterricht und Zensuren und viele Schülerjahrgänge mit diesem im neunten Jahr laufenden Projekt über sich hinauswachsen konnten.